Ein Interview mit Artur Penner zum neuen Konzept für Kleingruppen

„Es sind vor allem persönliche Beziehungen, die uns in unserem Glauben und Leben voranbringen

Artur, du bist jetzt seit etwa einem Jahr für die Kleingruppen in der Kirche für Bonn verantwortlich. Nun soll es demnächst ein neues Konzept für Kleingruppen geben. Warum brauchen wir da etwas Neues? Haben wir mit den Hauskirchen und Kursen nicht schon ein funktionierendes System?

Es ist in der Tat so, dass wir als Kirche für Bonn von Anfang an auf Kleingruppen gesetzt haben, weil wir davon überzeugt sind, dass Glaube und Alltag zusammengehören und echtes Wachstum als Person, aber auch im persönlichen Glauben nur stattfinden kann, wo das Leben miteinander geteilt wird. Und dafür sind Kleingruppen genau der richtige Ort. Davon sind wir zutiefst überzeugt und daran wird sich auch nichts verändern. Wir haben derzeit als Kirche 14 Hauskirchen und in der letzten Kursseason, sechs Kurse, also insgesamt 20 Kleingruppen. Das hört sich erstmal ganz gut an. Allerdings muss man etwas genauer hinsehen: Unsere Kirche ist in den letzten Jahren stark gewachsen, mittlerweile haben wir etwa 270 Mitglieder. Leider ist die Kleingruppenanzahl da nicht mitgekommen, sodass derzeit weniger als 50% der Mitglieder unserer Kirche Teil von Kleingruppen sind. Auch ist es so, dass bei einer derartigen Größe der Gemeinde eine Einzelperson, die neu hinzukommt, nicht sofort gesehen wird oder aus ganz unterschiedlichen Gründen keinen Anschluss in bestehenden Kleingruppen findet. Deswegen haben wir gesagt, dass wir ein System brauchen, dass agiler ist, also schneller neue Personen integrieren kann, aber auch inaktiven Teilnehmern die Möglichkeit gibt, sich leichter abzumelden. Dann sollte das neue System eine größere Angebotsvielfalt an Kleingruppen bieten, da die Lebenssituationen doch immer unterschiedlicher sind und die klassische Hauskirche am Abend unter der Woche nicht unbedingt für jeden immer passend ist. Und außerdem ist uns deutlich geworden, dass wir auch ein System brauchen, dass für die Kleingruppenleiter Hilfestellungen bietet.

Das sind natürlich einige Anforderungen, die ein solches Konzept bieten soll. Wie sieht das Konzept denn jetzt konkret aus?

Die zwei Stichpunkte hierbei sind: Semesterbasiert und Freier Markt. Semesterbasiert meint, dass zukünftig alle Kleingruppen zweimal im Jahr neu starten. Einmal im Herbst und einmal im Frühjahr. Vor dem Start des Kleingruppensemesters gibt es eine Anmeldephase, in der sich jeder zur Teilnahme an einer Kleingruppe für das kommende Semester anmelden kann. Dann ist er oder sie für dieses Semester Teil einer Kleingruppe, die sich mindestens 14-tägig trifft. Am Ende des Semesters hat jede/r Teilnehmer/in drei Möglichkeiten: Sie oder er kann weiterhin Teil dieser Kleingruppe bleiben, vorausgesetzt natürlich, dass der/die Leiter/in diese Kleingruppe auch im kommenden Semester anbietet. Sie oder er kann sich für eine andere Kleingruppe entscheiden oder als drittes hat er oder sie auch die Möglichkeit den Schritt zu tun und eine eigene Kleingruppe anzubieten. Und genau das meinen wir auch mit dem Stichwort „Freier Markt“. Wir laden alle Mitglieder unserer Kirche ein, neue Kleingruppen zu gründen, in ganz unterschiedlichen Formaten: Das kann der Saunaabend für Männer sein, der zur sich jeden zweiten Freitagabend trifft und zur Kleingruppe wird, genauso wie das Nordic-Walking-Treff am Dienstagvormittag, aber auch natürlich die klassische Hauskirche in Alfter am Mittwochabend. Wir würden uns freuen, wenn wir demnächst eine ganz große Bandbreite an Kleingruppen anbieten und dafür brauchen wir Leiter, die neue frische Ideen für Kleingruppen haben und diese umsetzen. Um noch ein paar Ideen zu nennen: Eine Gebetskleingruppe für Frühaufsteher Dienstagmorgens um 5 Uhr vor der Arbeit, ein Dienstteam, dass sich nicht nur zum Dienen trifft, sondern auch als Kleingruppe fungiert, Kurse zu Themen Bibellesen oder Geld. Ich bin überzeugt, dass in unseren Reihen viele künftige Kleingruppenleiter sitzen, die fantastische Ideen für neue frische Kleingruppen haben. Es geht darum, dort Kleingruppe zu sein, wo wir auch sonst unser Leben verbringen. In einer Kleingruppe müssen halt gewisse Werte und Kennzeichen gelebt werden, um eine Kleingruppe zu sein!

Das hört sich sehr spannend an und wird die Kleingruppen in jedem Fall deutlich vielfältiger machen. Was sind denn solche Werte und Kennzeichen, die eine Kleingruppe zur Kleingruppe machen?

Die Werte sind: „Bibel, Gebet, Gemeinschaft und Nächster Schritt“. In jeder Kleingruppe egal welchen Charakter diese hat, muss die Bibel einen Platz haben: Von einem Vers sein, der zu Beginn gelesen wird oder bis hin zu einer ausführlichen Bibelarbeit. Genauso beim Gebet: je nach Art der Kleingruppe von einem kurzen Gebet am Ende bis hin zu einer langen Gebetszeit. Und genauso soll Gemeinschaft gelebt werden, dass sich vor allem im gegenseitigen Interesse miteinander zeigt, wo Ermutigung und Austausch einen festen Platz haben. Beim vierten Wert „Nächster Schritt“ geht es darum, dass jede/r Einzelne in seinem persönlichen und geistlichen Leben nicht stehen bleibt, sondern sich weiterentwickelt. Das werden vor allem die Kleingruppenleiter im Blick haben und sich ständig fragen, wie kann jede/r Einzelne in meiner Kleingruppe den nächsten Schritt machen.

Was die Kennzeichen angeht, so müssen zu einer Kleingruppe mindestens 3 Personen gehören, es muss eine/n Leiter/in geben, es muss einen Ort oder Treffpunkt geben und einen regelmäßigen mindestens 14-tägigen Zeitpunkt.

Nun gibt es natürlich auch Menschen, die sich mit Kleingruppen nicht so richtig anfreunden können oder dem bislang noch keine Priorität in ihrem Leben eingeräumt haben. Was würdest du ihnen sagen?

Ich bin davon überzeugt, dass eine Kleingruppe essentiell wichtig für das persönliche und geistliche Wachstum ist. Denn es sind vor allem Beziehungen, die uns in unserem persönlichen und geistlichen Leben voranbringen. Ich persönlich habe diese Beziehungen, die mich vorangebracht haben, natürlich in der Familie erlebt, aber dann vor allem durch Freunde, mit denen ich mich nicht einfach nur getroffen habe, um über das Leben zu reden, sondern in einer Kleingruppe, wo wir uns regelmäßig wöchentlich getroffen haben, um zu beten, in der Bibel zu lesen und das Leben miteinander zu teilen. Das war jahrelang ganz fester Bestandteil meines Wochenalltags und hat mich ganz wesentlich geprägt. Jeder von uns, egal wie lange er schon Christ und wie viele Predigten er oder sie schon gehört hat, egal wie viele Freunde er oder sie hat, braucht diesen Ort, diese Beziehungen, in denen Bibel, Gebet und Gemeinschaft ganz normal und natürlich gelebt werden. Wir können sozial bestens versorgt sein und es auf allen Ebenen in der Kirche einbringen und dennoch keinen Ort haben, wo wir geistlich und persönlich echt sein können und reifen können. Dieses neue Konzept bietet die einzigartige Gelegenheit, eine Kleingruppe ganz einfach Teil des Alltags werden zu lassen und so einen Ort und diese Beziehungen zu finden. Mach davon Gebrauch!

Für die Kirche für Bonn ist dieses neue Konzept für Kleingruppen natürlich eine Veränderung. Was erhoffst du dir davon?

Meine Hoffnung ist, dass Jeder und Jede, der zur Kirche für Bonn gehört, schon bald aktiver Teil einer Kleingruppe wird. Und das daraus im Leben und Glauben eines jeden Einzelnen noch mehr Tiefgang, Festigkeit und Reife sichtbar wird, das wir Nächste Schritte gehen, egal ob wir noch am Anfang stehen oder schon viele Schritte gegangen sind. Ich erhoffe mir, dass wir noch viel stärker eine Kirche aus Kleingruppen und nicht nur eine Kirche mit Kleingruppen werden. Wie wäre es, wenn wir auf die Frage, wo sich unsere Kirche denn befindet, nicht automatisch an das Gebäude, in dem sonntags der Gottesdienst stattfindet, denken, sondern an unsere Kleingruppen, die sich an vielen verschiedenen Orten und Zeiten treffen?

Wenn ich jetzt Kleingruppenleiter werden will. Was muss ich dafür mitbringen oder tun?

Wir laden jeden ein, beim Leitertraining für Kleingruppen teilzunehmen. Das erste Training haben wir bereits im Februar durchgeführt und es war ein voller Erfolg. Unser Ziel ist es mindestens 40 Personen bis zu den Sommerferien dadurch trainiert zu haben. Mit einer einfachen E-Mail an kleingruppen@kirchefuerbonn.de kann sich jeder anmelden. Dort wird man alles Weitere erfahren, worauf es als Kleingruppenleiter/in ankommt, was von ihm oder ihr erwartet wird und welche Unterstützung er oder sie erhält. Es ist uns nämlich ganz wichtig, dass Kleingruppenleiter nicht in ihrem Dienst alleine gelassen werden, sondern durch andere erfahrene Leiter und Leiterinnen unterstützt werden und einen Coach zur Seite gestellt bekommen.

Unterstützung und Coaching sind gute Stichworte. Woran arbeitet ihr denn gerade noch im Hintergrund im Bereich Kleingruppen?

Derzeit sind wir zu fünft im Leitungsteam für die Kleingruppen mit Markus Herter, Dennis Neufeld, Tobias Lejczyk und Lydia Herter ganz aktiv daran, einiges zu entwickeln: ein Handbuch für Kleingruppenleiter, ein Handbuch für Coaches, die technische Infrastruktur für die Anmeldungen, das Leitertraining weiterzuentwickeln und viele weitere kleinen Details voranzubringen. Wir schauen uns gerade auch stark nach passenden Coaches um.

Das klingt nach einer intensiven Zeit und auch nach einiges an Arbeit. Wann soll es denn losgehen mit dem neuen Konzept?

Das erste Kleingruppensemester wird am 20. September beginnen! Und wir beten für 30 Kleingruppen, die dann an den Start gehen sollen. Wir sind gespannt darauf, ob der Herr unser Gebet vielleicht noch übertreffen wird!

Darauf sind wir auch gespannt, das zu sehen. Wir werden dafür beten!

Vielen Dank für das Gespräch!

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Dennis Neufeld

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